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So viel, wie's braucht, und erst noch individualisiert

Erster Highend-Digitaldrucker im Berner Oberland

So viel, wie's braucht, und erst noch individualisiert

Kleine Druckereien haben es schwer, auf dem Markt zu bestehen. Bei der Roth Druck AGhat man das Potenzial des Digitaldrucks erkannt und in ein System von HP Indigo investiert. Der Pioniergeist eröffnete neue Möglichkeiten, die das Geschäft ankurbeln.

ROMEO HUTTER Die Roth Druck AG in Uetendorf nahe Thun ist das erste Unternehmen im Berner Oberland, dass sich ein Highend-Digitaldrucksystem zulegte. Die individuellen Heft-Covers des Publisher führten zu Diskussionen rund um den Digitaldruck in dem kleinen Familienunternehmen. Zuerst wollte man in eine neue 4-Farben-Offsetmaschine inves-tieren, realisierte dann jedoch, dass der Digitaldruck neue Möglichkeiten eröffnet und in der Anschaffung erst noch günstiger ist. Für die Zukunft hat sich das Unternehmen auf den Digitaldruck ausgerichtet.

A3+ – das Format der Roth Druck AG

A3 ist von jeher das Format der Roth Druck AG, schon im Offsetdruck werden Papiere dieser Grösse bedruckt, und so sollte dieses Format auch im Digitaldruck verarbeitbar sein. Als fest stand, sich ein Digitaldrucksys-tem anzuschaffen, stellte man einen Anforderungskatalog auf und schaute sich verschiedene Systeme an. Letztlich fiel die Wahl auf ein System von HP Indigo. Entscheidend war unter anderem, dass die digitalen Druckerzeugnisse gerade bei Bildern möglichst nah am Offsetdruck sein sollten. «Von den Systemen, die für uns in Frage kamen und die wir auch angeschaut haben, überzeugte uns die Indigo eindeutig am meisten», erklärt Adrian Allenbach, einer der Geschäftsführer bei Roth Druck, den Entscheid für die HP Indigo press 3050. «Die HP Indigo 3050 ist im Prinzip eine Acht-Farben-Maschine, da das Papier in einem Durchgang doppelseitig bedruckt wird», fügt Allenbach hinzu. Zwei Monate hat die Entscheidung gedauert, weitere zwei Monate wartete man gespannt auf das bestellte System. Noch während der Betriebsferien im letzten Sommer nahmen zwei der insgesamt sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an einem Indigo-Kurs in Holland teil. In einer zweiwöchigen Schulung wurden sie zum Operator für die HP Indigo press 3050 ausgebildet. Mitte August wurde mit der Produktion auf dem neuen Gerät begonnen. Anfangs war man überrascht, dass die Arbeit mit dem Digitaldrucksystem nicht ganz so einfach ist, wie man sich dies vorgängig vorgestellt hat. Die Ausbildung hat aber erheblich zur schnellen Einarbeitung auf dem neuen System beigetragen.

druckerei24.ch: uploaden und drucken lassen

Die Bereitschaft, neue Wege einzuschlagen, hat die Roth Druck AG schon mehrmals unter Beweis gestellt. 1991 verabschiedete sich das Unternehmen von den damaligen Satzsystemen und begann als eine der ersten Druckereien in der Schweiz, auf Windows-PCs zu arbeiten. Dies hat den Vorteil, dass man näher beim Kunden ist, da die zu verarbeitenden Daten der Kunden meist auf einem PC erstellt sind. 95 Prozent der Auftraggeber sind Direktkunden aus dem KMU-Umfeld. Durch die Erweiterung des Angebots auf den Digitaldruck zählen vermehrt auch Agenturen und Grafikateliers zum neuen Kundenkreis der Roth Druck AG. Neben der Druckvorstufe und der Produktion von digitalen und herkömmlichen Druck­erzeugnissen übernimmt die Firma auch das Webpublishing für bestehende Kunden. Mit den Text- und Bildpersonalisierungsanwendungen fand man sich denn auch schnell zurecht.

Seit das Digitaldrucksystem im Unternehmen steht, bietet Roth Druck unter www.druckerei24.ch ein Portal für die Erstellung von Visitenkarten an, die digital gedruckt und direkt an den Kunden gesandt werden. Ab Mitte April steht das Portal in überarbeiteter und erweiterter Form zur Verfügung. Darin können der Hintergrund, die Farben und der Text editiert und direkt über das Portal übermittelt werden. Auch freie Layouts können über das neue Portal gestaltet werden. Neben selber gestaltbaren Visitenkarten steht ein weitgehend offener Upload-Bereich zur Verfügung. Die Daten gelangen via Internet direkt zu Roth Druck, wo sie gegebenenfalls aufbereitet und anschliessend auf der HP Indigo ausgedruckt werden. Standardformate werden vollautomatisch ausgeschossen. Bei einer Druckgeschwindigkeit von 2000 A3-Seiten pro Stunde erhält der Kunde in kürzester Zeit das fertige Produkt nach Hause geliefert. Bezahlt wird im Voraus, per Rechnung oder bar, wenn man die Drucksachen gleich selber bei der Druckerei abholt. Als dritter Bereich wird für bestehende Kunden auf dem Portal eine Plattform zur Verwaltung und zur Bearbeitung von wiederkehrenden Drucksachen bereitgestellt. Offertenformulare, Visitenkarten für die Mitarbeiter und andere Dokumente mit einem Corporate Design können geändert oder ergänzt werden. Der Druck dieser Geschäftsunterlagen erfolgt «on demand», also nach Bedarf per Mausklick.

Eigene Softwarelösung

Da solche auf dem Markt erhältlichen Softwarelösungen zu wenig flexibel in der Anpassung an interne Arbeitsabläufe sind, entschied sich Adrian Allenbach, über seine zweite Firma Interswiss Bonität GmbH eine eigene Komplettlösung zu entwickeln. Ein wesentlicher Vorteil der selbst entwickelten Lösung ist, dass die Software den Bedürfnissen jederzeit angepasst werden kann und dadurch sehr flexibel bleibt. Möglicherweise kann die Lösung danach auch an Agenturen oder ähnliche Unternehmen weitergegeben werden, die ein eigenes Portal anbieten, die Produktion der Drucksachen aber über Roth Druck abwickeln möchten. Dies stehe allerdings noch in den Sternen, sei jedoch bereits im Backend-Bereich entsprechend implementiert, meint Allenbach bescheiden. An Ideen und Innovationskraft mangelt es dem Unternehmen nicht. Bevor die neue Digitaldruckmaschine überhaupt im Betrieb stand, versandte man an 50 der wichtigsten Unternehmen in der Region eine Werbekarte mit der einzigen Aufschrift «Freuen Sie sich auf Mitte August, Herr Mustermann» und machte so auf die bevorstehende Einführung des Digitaldrucks aufmerksam. Gedruckt wurden die Karten von der Chromos AG, die für den Vertrieb der HP Indigo in der Schweiz verantwortlich ist. Als das Gerät installiert war, druckte man eine bildpersonalisierte Kundenzeitschrift und sandte diese denselben Kunden. Die Werbung hat sich gelohnt. Aus 50 Anschriften konnte man 12 Neukunden gewinnen und bewies einmal mehr, dass personalisierte Werbung mühelos eine Rücklaufquote von 10 bis 30 Prozent erreichen kann.

Individualisiertes Cover für Formel-1-Promotion

Momentan wird auf der HP Indigo 3050 in einer Schicht gedruckt. Bei einer Auflage bis zu 1000 A4-Seiten ist der Digitaldruck bei Roth Druck günstiger als die Produktion im Offsetverfahren. Wenn eine grössere Auflage gedruckt werden soll, sind Geschwindigkeit und Individualisierung die Hauptargumente für den Digitaldruck. So konnte man auch einen bestehenden Kunden von den Möglichkeiten des Digitaldrucks überzeugen. Die AL-Promotion organisiert für Firmen und Privatpersonen Formel-1-Fahrtrainings in der Nähe von St-Tropez. Bei einer Auflage von 4000 Exemplaren konnte der Umschlag der neuen Broschüre dank dem Digitaldruck personalisiert gedruckt werden. Den übrigen Inhalt druckte man kostengünstig im Offsetdruck. Mit der Bildpersonalisierungssoftware DirectSmile wurde der Helm eines Rennfahrers über dem Visier mit den Variablen eines von 21 Länderwappen und auf der Seite mit denen der Namen der Angesprochenen versehen. Während des Drucks auf der HP Indigo griff das System auf die jeweils hinterlegten Daten des Anzuschreibenden zurück. Der Hobby-Rennfahrer Huber aus der Schweiz erhielt so seine persönliche Einladung mit dem Schweizerkreuz und seinem Namen auf dem Helm.

Durch die vermehrte Zusammenarbeit mit Werbeagenturen geht Roth Druck davon aus, dass solche Bildindividualisierungsaufträge zunehmen werden. «Geplant sind auch Seminare für unsere Kunden, in denen wir sie auf das Potenzial und die Möglichkeiten der Bildpersonalisierung und des Direktmarketings aufmerksam machen», sagt Adrian Allenbach, der auch für die erfolgreiche Realisierung des Formel-1-Programms zuständig war.

Papiervielfalt

Zurzeit werden bei Roth Druck 25 bis 30 verschiedene Papiere auf der HP Indigo press 3050 bedruckt. Bei den älteren Indigo-Systemen mussten viele Papiere vorgängig behandelt werden. Dieses so genannte Primern ist vor allem bei Naturpapieren nötig, damit die ElektroInk auf dem Papier haften bleibt. Heute können die meis-ten Papiere ohne Primern auf den Indigo-Systemen bedruckt werden. HP selbst hat geprimerte Naturpapiere im Angebot, mit denen Roth Druck sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Wünscht ein Kunde ein spezielles Naturpapier, kann dies auch über die grossen Papierhändler geprimert bezogen werden.

Fazit

Roth Druck ist erfolgreich in den Digitaldruck eingestiegen. «Das Potenzial ist enorm», weiss Adrian Allenbach, «nun gilt es, mit einem ausgeklügelten Werbekonzept den Kunden zu zeigen, wie viel Mehrwert sie durch diese neuen Technologien erhalten.» Ein Kunde, der durch die personalisierte Kundenzeitschrift gewonnen werden konnte, zählt mittlerweile zu den grössten Auftraggebern der Druckerei. Roth Druck schaut der Zukunft zuversichtlich entgegen. Mit der Neuausrichtung auf den Digitaldruck und der dafür entwickelten Web-to-Print-Software sind die Weichen dazu ge-stellt.

Roth Druck AG

Seit 1954 ist das Familienunternehmen aus Uetendorf im Berner Oberland im Bereich der visuellen Kommunikation tätig. Unter einem Dach sind Grafikatelier, Druckvorstufe, Druckerei und Ausrüsterei vereint. Dies ermöglicht dem Kleinunternehmen eine effiziente Koordination und eine preiswerte und pünktliche Produktion von anspruchsvollen Druckaufträgen. Über das Internetportal druckerei24.ch bietet die Roth Druck AG eine Plattform zur Erstellung von Visitenkarten, zum Upload freier Vorlagen und einen Kundenbereich für die Verwaltung und Bearbeitung von wiederkehrenden Drucksachen.

Weitere Informationen:

Roth Druck AG, Thunstrasse 43, 3661 Uetendorf
Tel. 033 345 11 54
www.rothdruck.ch

www.druckerei24.ch